
Mädchen und Handwerk passen nicht zusammen? Aber sicher doch! Zum Aktionstag „Girls'Day“ am 3. April 2025 berichtet unsere Produktionsleiterin und stellvertretende Betriebsleiterin Johanna von ihrem „ungewöhnlichen“ Karriereweg. Sie zeigt, warum es an der Zeit ist, mit veralteten Rollenbildern zu brechen.
Erziehungsarbeit ist Frauensache, körperliche Arbeit Männersache – solche Geschlechterklischees halten sich hartnäckig. Um diese festgefahrenen Denkmuster aufzubrechen, wurde 2001 der Girls'Day ins Leben gerufen. An diesem bundesweiten Aktionstag, der jedes Jahr stattfindet, können Mädchen Berufe kennenlernen, die traditionell als „Männerberufe“ gelten. Seit 2003 bietet der Boys'Day Jungen die Möglichkeit, in Bereiche hineinzuschauen, die häufig als „Frauenberufe“ betrachtet werden.
Hallo Johanna, du bist bei atelier damböck eine wahre Powerfrau, was genau sind deine Aufgaben als Produktionsleitung?
Früher haben unsere Bauleiter das Material der Stände eigenständig vorbereitet und sind anschließend direkt zur Baustelle gefahren. Doch mit den zahlreichen Renteneintritten hat sich dieser Ablauf verändert: Heute werden Listen in unserer Arbeitsvorbereitungsabteilung erstellt, und die Kollegen und Kolleginnen im Lager übernehmen die Vorbereitung der Stände, hier erfordert es einfach eine zentrale Stelle, die alles bündelt und koordiniert. Durch meine Erfahrung auf den Baustellen vor Ort wusste ich, worauf es ankommt.
Seitdem liegt mein Fokus darauf: Fehlerquellen zu minimieren, die Koordination der Gewerke effizient zu gestalten, kompetente Unterstützung bei der Vorbereitung zu gewährleisten sowie bei Rückfragen verlässlich zu beraten.
Wie lange bist du schon bei der Atelier Damböck Unternehmensgruppe tätig und bist du direkt als Produktionsleitung eingestiegen?
Ich bin damals, 2008, als Messebauerin zu Damböck gekommen und habe erstmal freiberuflich gearbeitet. Hier habe ich mit viel Leidenschaft alles gelernt, was man im Messebau wissen und können muss. Unsere erfahrenen, älteren Messebauer haben mir ihr Wissen weitergegeben. Man könnte sagen, die ersten Jahre waren meine Lehrjahre auf der Baustelle. Als Frau in einem typischen Männerberuf war es mir wichtig, alles selbst in die Hand zu nehmen und keine Sonderbehandlung zu erhalten. Am Anfang konnte ich nicht einmal mit der Säge umgehen – das haben mir die erfahrenen Kollegen beigebracht. 2013 wurde ich dann als Messebauerin bzw. Bauleitung fest angestellt.
Was hast du ursprünglich gelernt und wieso bist du dann vom Büro auf die Baustelle gewechselt?
Ursprünglich habe ich eine Ausbildung zur Hotelfachfrau, dann aber eine Umschulung zur Veranstaltungskauffrau gemacht. Die Firma, bei der ich die Umschulung machte, legte viel Wert auf praktisches Wissen. Deshalb hat mich mein Chef öfter mit auf die Baustelle geschickt, damit ich die Hintergründe besser verstehen konnte. Dabei habe ich schnell gemerkt, dass mir die handwerkliche Arbeit viel mehr liegt als die Büroarbeit. Weshalb ich mich dann für die Messebauerinnen-Karriere entschieden habe.
Wie haben deine Familie und Freunde auf deine Berufswahl reagiert?
Nachdem sie mich alle sehr gut kennen, haben sie wenig dazu gesagt. Ich glaube sie wussten, dass das meine Berufung sein könnte.
Gibt es Vorurteile oder Hürden, mit denen du in deinem Beruf konfrontiert wirst? Wie gehst du damit um?
Am Anfang haben die Jungs natürlich doof geschaut und gedacht, ich könnte nur die typischen "Mädchenaufgaben" machen, wie zum Beispiel Aufräumen oder Organisieren. Es war offensichtlich, dass sie mich nicht wirklich ernst genommen haben und ich musste mir immer wieder blöde Sprüche anhören. Aber für mich war klar, dass ich mich davon nicht entmutigen lassen würde. Ich habe einfach weitergemacht, mich reingehängt und gezeigt, was ich wirklich draufhabe. Ob es darum ging, mit anzupacken, Werkzeuge richtig einzusetzen oder Probleme schnell zu lösen – ich habe immer mein Bestes gegeben. Und als die Jungs gemerkt haben, dass ich genauso gut – wenn nicht sogar besser – mit anpacken kann, haben sie angefangen, mich ernst zu nehmen und zu respektieren. Mit der Zeit wurde ich immer mehr ein Teil des Teams, und diese anfängliche Skepsis war kein Thema mehr. Mir hat es sogar Spaß gemacht, die anderen vom Gegenteil zu überzeugen und zu zeigen, dass ich auf der Baustelle genauso gut aufgehoben bin wie jeder andere.
Was würdest du jungen Mädchen raten, die sich für technische oder handwerkliche Berufe interessieren, aber vielleicht noch unsicher sind?
Wer etwas nicht ausprobiert, wird nie herausfinden, ob es das Richtige für ihn ist. Daher ist es wichtig, sich nicht entmutigen zu lassen, selbst wenn es sich um einen Beruf handelt, der als typisch männlich angesehen wird. Mit Engagement, Durchhaltevermögen und dem Willen, sich zu beweisen, kann man auch in solchen Bereichen erfolgreich sein.
Vielen Dank für deine offenen Worte liebe Johanna und weiterhin viel Erfolg bei uns!